So, nun ist es passiert. Meine heiß geliebte MSI 6800 GT hat vor ein paar Tagen die Grätsche gemacht. Damit kam sie eine Woche nach meiner Festplatte (incl. Datenverlust). Ich will auch gar nicht drauf eingehen, warum die GT eingeknickt ist, ich kann’s mir denken: diverse Kühlerumbauten, Rumspielerei an den Taktraten und dem BIOS etc. Ventuklotz z.B. hat das ja mitbekommen, auch wenn ich immer hoch und heilig versichert habe, so was nicht zu machen.
Da ich aber niemand bin, der nach Pfusch am Bau nach der Garantie schreit, musste Ersatz her. Andere Leute gehen saufen, ich spare und habe dann im Notfall die Kohle für ne neue Karte (auch wenn der Ausfall der Karte hier auf eigener Dummheit beruht). Allerdings habe ich mir geschworen, dass das nicht noch mal passiert. Daher nie wieder irgendwelche Umbauten, dazu ist das Zeug einfach zu teuer.
Tja, jetzt werden einige Leute gleich lachen, aber meine Wahl fiel auf eine Club 3D Radeon X800XL. Das zeigt, dass ich keineswegs der ATi-Feind bin, für den ich immer gehalten werde. Warum gerade die? Das Preis- / Leistungsverhältnis stimmt, die Leistung kann überzeugen, der Lüfter / Kühler soll qualitativ hochwertig und regelbar sein (was letztlich den Ausschlag gab) und wenn ich wieder eine nV genommen hätte (obwohl ich nach wie vor von der Firma überzeugt bin), wäre die Pfuscherei am Lüfter wieder losgegangen, weil die überwiegende Mehrzahl der nV’s eben losdröhnt ohne Ende und es einfach keine vernünftige Möglichkeit gibt, die Lüfter über Software zu steuern. Das Gainward-Tool etwa funktionierte mit meiner MSI z.B. überhaupt nicht. Und nVidia spart sich ja grundsätzlich den dritten Kabelstrang, der die Lüfterdrehzahl ausliest. Gäbe es den, wäre das alles kein Thema.
Ich war zwar mal eifriger Verfechter des MSI-Kühlers der 6800 GT, aber der ist dann doch runtergeflogen, weil 71° unter Last einfach nicht mehr feierlich sind. Zudem habe ich mit der Zeit gemerkt, dass die Drosselung dieses China-Billiglüfters auch nur mäßig funktioniert und in der niedrigsten Stufe zu unerträglichen Pfeifgeräuschen geführt hat. Der Zalman dagegen war bombastisch, aber leider ging dadurch die Garantie flöten.
Das Kühlkonzept der X800XL dagegen wurde überall als leise und effizient angepriesen. Ich dachte mir, ok, riskieren wir es einfach. Zumal die neueren ATi’s mit einem dreipoligen Lüfteranschluss versehen sind, der erwarten lässt, dass die Lüfter prinzipiell über Software regelbar sind. So was hatte ich auch schon mal gelesen.
Kurz und gut, die Karte kam an und ich war von der Verarbeitungsqualität echt beeindruckt. Alles tiptop, Club3D hat da ne sehr, sehr saubere Karte abgeliefert. Das Teil eingebaut, alles kein Problem, die Kiste angeschmissen und voila, alles läuft. Der erste Schock kam allerdings, als ich feststellen musste, dass der Lüfter der X800XL (ATi-Referenzdesign) einer der lautesten war, die ich jemals auf einer Graka gehört habe, ohne Mist! Das Ding klingt im default-Modus wie ne Turbine. Ich dachte, oh Gott, die Karte kannst du gleich wieder wegschicken, denn ein Lüfterumbau kam diesmal definitiv und unter keinen Umständen in Frage.
Daher stellt sich mir langsam die Frage, ob diese ganzen Tester bei ATi-News etc. einfach taub sind, der Lautstärke kein besonderes Augenmerk schenken oder schlicht so tun, als wäre der Lüfter leise, auch wenn er es in der Praxis nicht ist. Das ATi-News-Prädikat für den Lüfter lautete (Zitat): ‚liegt zwischen 9800 Pro und X800Pro und fällt damit weder positiv noch negativ auf’. Das ist völliger Quatsch, so leid es mir tut. Die 9800 Pro mit dem BBA-Standard-Lüfter ist dagegen ein Flüsterkind. Jeder, der die 9800 Pro kennt, weiß, was das für die X800XL heißt. Wer an einem Rechner auch arbeiten muss und das z.T. stundenlang, der kann so was einfach nicht brauchen, das müsste die Industrie doch langsam kapieren! >)
Ich setzte daher zuerst darauf, dass die Installation des Treibers das Problem löst. Fehlanzeige, es dröhnte einem weiter die Höllenwinde um die Ohren. Zumal Club 3D nicht einmal ansatzweise ein Tweak-Programm wie Redline, Trixx oder Expertool im Angebot hat. Ich habe denen allerdings schon ne Email geschickt, ob so was noch kommt.
Ok, dann habe ich das ATi-Tool ausprobiert, weil man mit dem angeblich den Lüfter der Karte regeln kann. Bei mir aber nicht, das ATi-Tool hat die Karte nicht mal richtig erkannt, also wieder nichts. Langsam machte sich Verzweiflung breit, aber dann kam mir der gute alte RivaTuner in den Sinn.
Und siehe da, im RivaTuner gab es bei den LowLevel-Settings tatsächlich einen Tab mit der Aufschrift ‚Fan’ (bei der 6800 GT war dieser nie aktiviert). Damit konnte man den Lüfter bestens regeln. Erst habe ich ihn auf 25% laufen lassen, was schon mal gut war, aber nicht gut genug. Leider konnte man ihn aber nicht weiter runterregeln, weil RivaTuner diesen Wert als Minimum vorgab. Nachdem ich dann allerdings noch unter ‚PowerUser’ den entsprechenden Registry-Eintrag geändert hatte, war der Lüfter plötzlich in 1%-Stufen zwischen 1 und 100 regelbar.
Und siehe da, das Teil lässt sich ohne Einbußen bei der Kühlung auf 15% runterregeln. Damit hört man ihn schlicht und ergreifend nicht mehr. Von der Lautstärke her kann der Referenzlüfter so problemlos mit dem Zalman VF auf 5V konkurrieren (das ist kein Witz!). Zudem ist der verbaute Radiallüfter offensichtlich von hoher Qualität, denn trotz niedriger Drehzahlen hört man kein Pfeifen oder Piepen, wie das oft bei billigen Lüftern vorkommt. D.h., der MSI-Referenzlüfter war offenbar doch nicht das Gelbe vom Ei. Wenn man das so betrachtet, stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt sein muss, dass die Lüfter ab Werk mit derart hohen Drehzahlen ausgeliefert werden, wenn es 15% der Umdrehungszahl auch tun. Zumal den Lüftern so eine höhere Lebensdauer beschert wäre.
Ich hatte natürlich Bedenken, ob die Karte so nicht zu heiß wird, aber die Temperatur bleibt bei geschlossenem Gehäuse auf 48° Idle, 56° Last und bei offenem Gehäuse bei 42° Idle, 49° Last. D.h., mit einem vernünftig belüfteten Gehäuse passiert da gar nichts. OCen habe ich allerdings noch nicht probiert (und lasse es auch bleiben).
Leider Gottes hat ATi (die Club 3D ist eine BBA) bei der X800XL AGP seltsamerweise die Kern- und PCB-Temperatur nicht in den Treiber integriert. Warum, weiß der Himmel. Die Dioden sind jedenfalls vorhanden, denn RivaTuner kann sie anstandslos auslesen. Na ja, vielleicht bessert ATi da treiberseitig mit den kommenden Catalyst-Versionen noch nach. Gepeilt habe ich auch noch nicht, was die Catalyst A.I. eigentlich macht (ich kenne mich mit den neueren Catalysts nicht so gut aus). Ist das ein dynamisches OC-Tool im Gefolge von Overdrive oder was?
Damit auch die Benchmarker unter uns beruhigt sind: Bei 3DMark05 Build 120 4738 Punkte im Default-Modus mit dem Catalyst 5.4. Damit liefert die Karte exakt die gleiche Leistung wie die 6800 GT. Alle Spiele laufen einwandfrei, aber insgesamt auch nicht anders als mit der nV. Das fehlende ShaderModel 3.0 macht sich bisher nicht bemerkbar. Dass es fehlt, kann ich aber angesichts der (unter Zuhilfenahme von RivaTuner) absolut gelungenen Kühlkonstruktion mehr als verschmerzen.
Fazit: Die Karte kann leistungsmäßig was, der Kühler ist wirklich mal ne vernünftige und regelbare Ab-Werk-Lösung (ATi macht das zur Zeit einfach besser), die Verarbeitungsqualität ist klasse und ich hoffe, ich bleibe jetzt endlich mal von derart saudummen Umbauten wie bei der GT verschont. Ich kann die X800XL AGP also ruhigen Gewissens weiterempfehlen. Mir fehlt jetzt nur noch ein vernünftiges Gehäuse. Und ich möchte nie wieder einen Monat erleben, in dem so viel Hardware auf einmal einknickt.