Folden, bluffen, all-in gehen und auf den dicken Topf hoffen: Poker hat eine weltweite Fangemeinde. In Deutschland treffen sich ungezählte Zocker regelmäßig in Wohnzimmern, Kneipen, lokalen Ligen und der Bundesliga.
Vor allem aber ist Online-Poker im Aufwind. Die jederzeit und bequem vom eigenen Sofa aus, beim Pendeln oder in der Mittagspause spielbare virtuelle Variante ist nämlich dank des neuen Glücksspielgesetzes vom 1. Juli 2021 in der Bundesrepublik endlich legal. Das gilt zwar genau wie für alle Online-Casinos nur, wenn die Betreiber eine deutsche Lizenz besitzen, aber die Rechtslage ist damit klar. Überprüfen lässt sich der Status des jeweiligen Anbieters über das Impressum und die Kontaktadresse der Webseite sowie über die regelmäßig auf den neuesten Stand gebrachte Whitelist der Länder.
Wer sich fürs Zocken anmelden möchte, muss binnen 72 seine Identität beweisen, um tatsächlich ein Konto einrichten zu dürfen. Wie gern die Deutschen in ihrer Freizeit ins Online-Casino gehen, zeigt sich an den Zahlen. Für dieses Jahr wird in der Bundesrepublik in den virtuellen Spielbanken ein Gesamtumsatz von rund 1,82 Milliarden Euro erwartet. Laut Vorhersagen soll das bis 2028 auf rund 2,29 Milliarden Euro steigen. Gewinner sind unter anderem Bund, Länder und Gemeinden, weil die Steuern und Casinoabgaben an den Lizenzgeber fließen.
Poker hat sich dabei als einer der Hits etabliert. Das vor allem auf Mathematik und Psychologie basierende Kartenspiel wird in der Beliebtheit nur von den schnellen Slotgames geschlagen. Die weltweit populärste Variante ist das mit fünf Karten gespielte Texas Hold‘ em, sowohl am echten wie am virtuellen Tisch. Dass gerade Online Poker den Einstieg in das anspruchsvolle Kartenspiel und das Verfeinern der eigenen Strategien erleichtert, ist in Profi-Kreisen längst bekannt. Der erste Weltmeister aus deutschen Landen war 2011 der damals 22 Jahre alte Student Pius Heinz. Er war mit 18 Jahren zum Studium nach Wien gezogen und hatte dort Online-Poker entdeckt. Vier Jahre später, nach intensivem Üben, wurde er in Las Vegas zum WSOP-Champion und Multimillionär.
Die meisten Spieler belassen es allerdings beim Hobbyzocken, wenn es ums Folden, Bluffen oder All-In gehen geht. (Bildquelle: Pixabay)
Das Zocken am Computer erlaubt es, sich jeden einzelnen Spielzug zu notieren und anschließend die Hände zu analysieren. Dadurch lässt sich genauso ein Gefühl für aussichtsreiche Karten wie für die eigenen Stärken und Schwächen bekommen. Die Gegner lassen sich ebenfalls auf ihre Macken hin untersuchen, wenn genügend Daten vorliegen. Bei einem Spiel, wo allein bei Pokervarianten mit 5 Karten insgesamt 2598960 Möglichkeiten von Pokerblättern gibt, ist statistisches Wissen allein schließlich nicht genug. Gewiefte Zocker sind sich dessen bewusst, dass sie in erster Linie gegen den Menschen und erst in zweiter Instanz gegen dessen Karten antreten. Darum sind der psychologische Aspekt und Nervenstärke so wichtig.
Die Körpersprache hat selbst bei den größten Turnieren der Welt schon so manche Partie entschieden. Im Internet fällt dieser Analysepunkt zwar weg, aber das heißt auch, dass man sich selbst weniger Blößen gibt. So kompliziert das klingen mag, so einfach sind die Regeln zu lernen. Das bedeutet, dass jeder Anfänger sich rasch auf die Feinheiten des Spiels konzentrieren kann. Cool und elegant wie der fiktive Geheimagent und Casinofan James Bond oder Danny Ocean in „Ocean’s Eleven“ am Tisch abzuräumen ist das Ideal vieler Freizeitzocker. Doch nicht jeder hat ein illustres Casino wie die Spielbank in Monte Carlo oder in Baden-Baden vor der Haustür oder die maßgeschneiderte Abendgarderobe im Schrank. Um dennoch so stilvoll und zugleich lässig wie ein Filmheld zocken zu können, setzen immer mehr Online-Casinos auf augmentierte oder virtuelle Realität.
Die Zocker können sich dann mittels ihres Headsets und Sensoren oder der AR-Brille mitten ins Geschehen begeben. VR ermöglicht dabei das Verschmelzen mit der virtuellen Welt, inklusive dem Schlendern durchs Casino, Pokern oder Cocktail trinken an der Bar. Ohne zusätzliche Ausrüstung bringen Live-Tische das echte Casinogefühl ins heimische Wohnzimmer. Obwohl die Zocker als Avatare antreten (oder vielleicht sogar nur von Künstlicher Intelligenz produziert werden), ist der Kartendealer ein Mensch aus Fleisch und Blut. Jede seiner Bewegungen wird von diversen Kameras aus verschiedenen Blickwinkeln aufgezeichnet und auf den Bildschirm des Zockers gestreamt.
Damit das Online-Zocken ein unbedenklicher Freizeitspaß bleibt, hat der Gesetzgeber Sicherheitsmaßnahmen festgeschrieben, an deren Einhaltung die Lizenzvergabe geknüpft ist. Pro Monat dürfen maximal 1000 Euro für jegliche Art von Online-Glücksspiel eingesetzt werden. Auffällige Spieler, bei denen eine eventuelle Suchtgefahr vermutet wird, werden in einer bundesweit geltende Sperrdatei registriert. Das Limit gilt allerdings nur für Freizeitspieler. Wer außer einer Begeisterung für das Spiel auch ein vielversprechendes Talent besitzt, kann sich als Profi registrieren lassen. Damit verbunden sind allerdings auch Steuerabgaben auf Profite. Während gelegentliche Freizeitspieler selbst beim Gewinn eines sehr lukrativen Topfs nichts an den Fiskus abführen, sieht das bei Pokerprofis anders aus.
Die meisten Spieler belassen es allerdings beim Hobbyzocken, wenn es ums Folden, Bluffen oder All-In gehen geht.
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